Wie stösst man eine 4 kg Kugel über 17 m?
Miryam Mazenauer bei der Lesegesellschaft Bühler
Am vergangenen Freitag lud die Lesegesellschaft Bühler die wohl bekannteste Sportlerin aus ihrem Dorf ein um über ihre erfolgreiche Sportlerlaufbahn zu berichten
«Wir sind sehr stolz auf dich»
Die sympathische Kugelstösserin Miryam Mazeneuer zog die zahlreichen Besucher/innen schnell in ihren Bann und das Publikum war erstaunt über ihren aktuellen Trainingsaufwand um ihre Bestleistung von 17.12 m weiter zu verbessern. Sie ist täglich von 6.00 Uhr bis abends 19.00 Uhr in Bern unterwegs. Zu 50 % arbeitet sie als Primarlehrerin und in mehr als 50 % Zeitaufwand verfolgt sie ihre ehrgeizigen Ziele, ihre Weiten weiter zu steigern. Ins Staunen gerieten die Anwesenden über ihr aktuelles Programm im Kraftraum. Über 200 kg hebt sie mit ihren Beinen, Kniebeugen genannt und auch mit den Armen packt sie tüchtig an, über 92 kg stösst sie im Bandrücken in die Höhe. Spontan erfreute ein Besucher mit der Aussage «Wir sind sehr stolz auf dich»
Vom Mehrkampf zum Kugelstossen
Zur Leichtathletik kam Mryam Mazenauer über die Schule. Im Rahmen des Sportunterrichts qualifizierte sie sich über die Schulausscheidung im UBS Kids Cup für den Kantonalfinal in diesem Mehrkampf aus Sprint. Weitsprung und Ballwurf. Motiviert durch den damaligen Sportlehrer begann sie im TV Teufen zu trainieren. Anfänglich 1 bis 2 mal pro Woche, und an Wettkämpfen gewann sie Medaillen, ihre erste Medaille im Dreisprung, «man glaubt es kaum» lächelt sie, motiviert mitzumachen durch ihren damaligen Trainer Karl Wyler.
«Es hätte nicht besser gehen können»
Ein Glücksfall war für sie die Sportschule Appenzellerland. Mit einem Toppsetting, indem der Stundenplan der Sekundarschule Teufen und der Sportschule ideal aufeinander abgestimmt waren, konnte sie anspruchsvolle Ziele in der Schule und im Sport angehen. Dieses ideale Umfeld fand sie anschliessend auch in der Kantonsschule zusammen mit der Sportschule wieder vor. Mit der 3 kg Kugel steigerte sie sich im Jugendalter auf 16.07m, was damals Platz 11 in der Weltbestenliste bedeutete. Im Anschluss intensivierte sie ihren Trainingsumfang und pendelte an Wochenenden nach Bern um beim Umstieg auf die anspruchsvolle Drehstosstechnik von Nationaltrainer Hansruedi Meyer profitieren zu können. Rund 90 Tage jährlich trainierte sie in Bern und Erfolge häuften sich. Als erster Höhepunkt qualifizierte sie sich bereits in ihrem ersten Jahr mit der Drehstosstechnik für die Europameisterschaften U 20. «Es hätte nicht besser gehen können» meinte sie mit ihrem bescheidenen Lächeln.
Ihr Freund wird ihr Trainer
Das Zwischenjahr nach der Matura führte sie in den Waldkindergarten, wo sie die Freude an der Arbeit mit Kindern entdeckte und entschloss die Pädagogische Hochschule zu absolvieren. Sportlich wurde ihr das Pendeln zu viel, sie trainierte wieder in Teufen, mit ihrem Freund Marco Forrer, Eishockeyprofi, verfeinerte sie ihre Technik, Krafttrainings mit den Schwingern absolvierte sie bereits morgens um 5.30 Uhr. Um ihre Möglichkeiten noch besser zu nutzen, verlegte sie ihren Lebensmittelpunkt für ein Jahr nach Stuttgart um im Olympiazentrum von einem professionellen Umfeld zu profitieren. Da sich aber ihre hochgesteckten Ziele nicht erfüllten, kehrte sie zurück in die Schweiz.
Olympiade 2028 in Los Angeles soll kommen
Nach über 20 nationalen Medaillen und mehreren internationalen Meisterschaften steckt sie ihre Ziele hoch. 2025 möchte sie an den Weltmeisterschaften teilnehmen, das nächste Ziel ist der Schweizer Rekord von 18.02 m aus dem Jahre 1988, der überfällig ist. An den olympischen Spielen in Los Angeles 2028 möchte sie nicht einfach nur teilnehmen, sie will in den Final der besten 8 vorstossen. Mit der Entschlossenheit ihrer Schilderungen glaubt man an ihre Ziele.
Abschliessend fasste sie ihren Vortrag auf die Frage, wie man 17 m stösst, eindrucksvoll mit 3 Stichworten zusammen. Kontinuität, Disziplin und klare Zielsetzungen stelle für sie den Schlüssel zum Erfolg dar, wobei Talent natürlich unterstützend sei.
(Bericht und Fot0s: Hans Koller)